Thursday, November 09, 2006


Rumänien

1. Teil

9.9.2006 - 21.9.2006

Melitta Koinegg

Franz Partl



1.Tag: Samstag: 09.09.2006:
Um 8 Uhr 30 fahren wir los, bei 10° Lufttemperatur. Es geht heute über Langegg, Marburg und Ptuj, Zavrč (Slo). Wir sind um 10 Uhr an der Grenze zu Kroatien, bei Kovečan kurz vor Varaždin. Wir passieren Prelog und Goričan. Einige Staus halten uns auch hier auf, wir benötigen eine Stunde bis wir zur Grenze nach Ungarn bei Letenye kommen, es ist 11 Uhr. Der ungarische Grenzbeamte möchte unsere Reiseabsicht wissen. Als wir ihm mitteilen, dass wir in Rumänien Urlaub machen möchten, grinst er und wünscht und eine gute Fahrt.
Um ca. 12 Uhr gönnen wir uns beim Gasthaus Istvan Fogado eine riesige und ausgezeichnete Portion Krautfleckerln und ein Zigeunerschnitzel, alles zusammen um 14 €.
In Nagykanizsa tanken wir das Moped mit 95 Szuper um 284,4 Forint je Liter voll. Unsere Route führt uns über Nagybajom, Kaposvar, Dombovar, Tamasi, Dunafoldvar nach Kecskemet. Hier beschließen wir unser Nachtquartier aufzuschlagen. Wir finden es im Hotel Harom Gunar in der Innenstadt, im Zimmer 205 um 56 €.
Als wir das Fahrzeug in den Hof des Hotels stellen, bemerken wir einen Wagen mit einem DL Kennzeichen und einer Aufschrift: http://www.foxterrier.at/.
Man sieht wieder, dass die Welt klein ist. Wir sehen uns in der Stadt ein wenig um – unter anderem gibt es wieder mal einige Leute, die heiraten. Wir jedoch schlendern durch den Park und fotografieren einige Kirchen, das wunderschöne Rathaus und einige andere schöne Gebäude aus Zeiten der Österreichisch – Ungarischen Monarchie. Unsere hungrigen Mägen rufen uns zum Abendessen. Im Hotelrestaurant erhalte ich überbackene Kartoffeln mit Pilzen und Franz Lendenmedaillons mit Gänseleber. Dazu trinken wir 2 Bier, 2 Barack und einen Kaffee um 24 €
Als wir den Hotelhof queren, bemerken wir noch eine italienische „Goldwing“ neben der GS von Franz.
Gefahrene Kilometer: 456,7

2.Tag: Sonntag: 10.09.2006:
Uns wecken die Hunde des Terriervereines, dessen Besitzer in unserem Hotel genächtigt haben. Das Frühstück ist nicht schlecht. Wir sind um 9 Uhr startklar, bei 14° Außentemperatur und herrlichstem Sonnenschein machen wir uns auf zur rumänischen Grenze. Wir haben noch ca. 200 Kilometer vor uns.
Es geht über Kunszentmarton, Ocsöd, Szarras, Gyomaendröd, Körösladany, Berettyonfalu, wo wir noch einmal voll tanken, um 284,9 Forint je Liter. Um ca. 12 Uhr 30 verlassen wir bei Artand Ungarn und erreichen bei Bors Rumänien. Der ungarische Zöllner fragt uns noch einige Dinge über das Motorrad aus, unter anderem möchte er wissen, ob wir mit unserer Sprechanlage auch Funk empfangen können. Beim rumänischen Zöllner erkundigen wir uns, ob wir für das Motorrad eine Rovigneta kaufen müssen. Als er bejaht wechsle ich in einem Geld - Exchange Hütterl neben der ersten Tankstelle gleich einmal 100 € in 345 rumänische Lei. Bei der Tankstelle erhalten wir wieder die Auskunft, dass das Benützen der Strassen mit den Motorrädern frei sei. Also kaufen wir nichts. Unser erster größerer Ort ist Oradea. Hier wollten wir eigentlich übernachten, aber die vielen Staus haben diese Absicht scheitern lassen. Diese Stadt gefällt Franz nicht so gut, ich sehe die Spitzen von den Jugendstiltürmen und kann mir schon vorstellen, dass hier ein schöner Kern verborgen ist. Wir radeln weiter. Ca. 60 Kilometer nach Oradea lassen wir uns im Restaurant Piatra Craiului nieder und jausnen ein Kotelett mit Gemüse und Krautsalat und für mich das gleiche ohne Kotelett. Zusammen mit einer Flasche Wasser bezahlen wir 21 Lei – laut unserer Umrechnung ca. 5 €! Unsere Fahrt geht weiter, wir wollen nach Cluj Napoca. Hier ist es so laut!
Wir wussten, dass die Vorstädte gewöhnungsbedürftig sind, aber konnten es uns noch nicht so richtig vorstellen. Jetzt sind wir hier und wollen uns eigentlich nicht daran gewöhnen. Wir suchen den inneren Kern von Cluj, machen einige Fotos und verabschieden uns in Richtung Norden. Wir wollen uns außerhalb der Stadt eine Unterkunft suchen. Leider ist nichts zufinden. Ein Hotel gleich nach Verlassen von Cluj hätte es zwar gegeben, doch zwischen den verfallenen Plattenbauten des Kommunismus hätten wir uns bestimmt nicht wohlgefühlt.
So fahren wir weiter über Iclod, nach Gherla. Wir sind uns bewusst, dass wir hier in der Nacht nicht fahren können. Es ist schon bei Tageslicht sehr anstrengend. Die Straße ist in einem ziemlich schlechten Zustand, die Überholmanöver der Rumänen sind mehr als gewagt. Also wird es höchste Zeit, dass wir in Gherla die Pensiuna Ioana entdecken. 100 Lei kostet uns die Nacht im Zimmer Nr. 4 mit Frühstück, Garage inklusive. Unser Abendessen besteht aus Schweinekotelett mit Tomatensalat und für mich ein Cheesepancake. 3 Ursus, das ist ein lokales Bier, schmecken uns und zur Verdauung genehmigen wir uns 2 Vodka Vampir. Franz erhält einen Segafredo – alles zusammen kostet uns 29 Lei.
Gefahrene Kilometer: 407,1

3.Tag: Montag: 11.09.2006:
Heute entdecken wir zum ersten Mal, dass wir mit unserer Zeitrechnung eine Stunde im Verzug sind. Irgendwann haben wir gelesen, dass es in Rumänien eine Stunde später ist.
Gestern haben wir für heute das Frühstück um 8 Uhr bestellt und da wir so früh schlafen gingen, waren wir auch sehr früh ausgeschlafen. Aber wir wollten nicht vor der vereinbarten Zeit zum Frühstück erscheinen. Als wir nun genug getrödelt haben und uns endlich um 7 Uhr 40 ( unserer Zeitrechnung) nach unten bewegen und nach unserem Essen Ausschau halten, werden wir ins Haupthaus begleitet, wo wir bemerken, dass der Kaffee und der Tee schon kalt geworden sind, da wir zu spät dran sind.
Uns ist es vorher noch nie passiert, dass wir beide automatisch Tee und Kaffee serviert bekommen haben. Diesmal ist es aber so, jeweils eine Kanne und 2 Tassen Geschirr für jeden. Zum Essen gibt es Butter, Marmelade, je zwei abgepackte Schinken und Käseteller. Für Erich machen wir vom Gastzimmer ein Foto, damit er sich vorstellen kann, wie nett wir dinieren. Um 8 Uhr 30 holen wir das Gerät aus der verschlossenen Garage und Franz packt auf. Um 8 Uhr 39 bei nebligen 10° starten wir wieder Richtung Norden. Wir wollen durch den Industrieort Baia Mare. Hier warnt der Reiseführer schon vor dem Schmutz in der Luft, wie wird das wohl werden? Bis jetzt, denken wir uns, hat sich die weite Anreise nicht gelohnt. Zu allem Überfluss werden wir 50 km davor auch noch von einer Polizeistreife angehalten. Ist das jetzt eine fingierte Streife, die aus den übriggebliebenen Sekuritatemännern besteht und in die eigene Tasche kassiert? Das hat uns gerade noch gefehlt. Erst stellen wir uns dumm, nach dem Motto wir haben nichts getan und wir verstehen nichts. Ein Beamter murmelt:“ Speed, Sanktion“. Na gut, das kann ja heiter werden. Da man nicht genau weiß, wann ein Dorf beginnt und wann es aufhört und nirgends Geschwindigkeitsbeschränkungen zu sehen waren, ist das Recht natürlich auf der Seite der Polizei. Der Mann verlangt den Pass, den er dann dem zweiten Beamten, der noch im PKW sitzt, bringt. Nach uns wird noch ein rumänischer PKW angehalten, der auch seinen Pass abgeben muss und am Straßenrand wartet. Nach einiger Zeit, erscheint der 2. Polizist bei uns mit einem ausgefüllten Zettel, den er Franz unter die Nase hält und deutet, er sollte unterschreiben. Franz zögert natürlich, wir verstehen nichts. Wer macht das schon gerne? Franz unterschreibt trotzdem, erhält den Pass zurück und wartet. Der Beamte deutet, wir sollen fahren. Ganz können wir es zwar nicht glauben, aber wir starten. Vielleicht kommt noch irgendwann ein eingeschriebener Brief zu uns nach Hause, oder vielleicht lassen sie uns nicht ausreisen.
Baia Mare finde ich gar nicht so schlimm, wie ich befürchtet habe. Nur einmal, als wir uns verfahren, befinden wir uns mitten in den Bergarbeitersiedlungen: verfallende Plattenbauten, schwarz verfärbt, Industrieschlöte rundherum, und hier leben Menschen. Wir sehen, dass wir weiter kommen. Der innere Kern des Ortes ist dafür recht ansprechend.
Wir suchen den richtigen Weg und im nächsten Ort auf unserer Route kaufe ich bei „Orange“ eine Prepaid Karte für mein Telefon, damit ich zum rumänischen Tarif telefonieren kann.
Bei Vodafon hat es nicht geklappt, hier kam die Meldung: Karte nicht gültig. Die Orange Karte hat 22 Lei gekostet, das sind 5 € und ich bekam 6$ Guthaben. Mal sehen, wie weit ich damit komme.
In Sighetu Marmatiei wollen wir bei der OMV Tankstelle Treibstoff bunkern und als wir auf das Gelände einfahren, hätten wir fast einen Zusammenstoss mit einem rumänischen PKW, der uns und ein kleines Moped übersehen und fast gerammt hätte. Franz schlottern die Knie. Wir tanken trotzdem für 73,64 Lei 20,57 Liter, das sind 3,56 Lei pro Liter. Leider übersehen wir die Abzweigung bei Baia Spri, hier wollten wir zur Holzkirche in Surdesti. Aber noch mal über den Berg zurückzufahren, erscheint uns zuviel Aufwand zu sein, zumal es noch andere Holzkirchen geben sollte.
Weiter geht es nach Sarasau und dann endlich nach
Sapanta: Hier sehen wir uns den lustigen Friedhof an. Es werden 4 Lei pro Person Eintritt verlangt, aber er ist jeden Lei wert. Wir schlendern durch den Hof und sehen uns auch die Kirche an und ich finde es schade, dass ich die Geschichten, die die Kreuze verzieren, nicht lesen kann.
Wir sehen noch den Frauen beim Verspinnen der Schafwolle zu und ziehen wieder des Weges. Gibt es das wirklich noch in Europa? Endlich haben wir das Rumänien gefunden, das wir gesucht haben. Wir müssen zurück nach Sighetu Marmatiei, dann geht es über Rona de Sus und Leordina.
Wir essen in einem kleinen Grilllokal im Wald. Franz gönnt sich ein Kotelett mit Pommes und Krautsalat, für mich gibt es das Ganze wieder ohne Kotelett. Mit einer großen Wasserflasche bezahlen wir 20 Lei, weniger als 5 €! Nach der Stärkung suchen wir das WC auf, das sich im Wald befindet – ja wirklich, ein kleines Plumpsklo abseits des Hauses, im Wald. Ich stelle mir vor, wie das in der Nacht ist, wenn die Bären die Mistkübel durchsuchen. Wir machen wir uns auf die Weiterreise.
Wir warten schon die ganze Zeit auf eine Begegnung mit dem Meister Petz.
Irgendwie habe ich schon Respekt. Wir fahren immerhin durch den Parcul National Rodna.
Wir wollen in Borsa übernachten. Leider ist der Ort nicht so ganz nach unserem Geschmack, obwohl er ein mittelalterliches Zentrum haben sollte. Da wir uns auf Zimmersuche befinden, fahren wir in fast alle Gassen, aber vom Mittelalter keine Spur – nur Schmutz, Staub und Abgase und Mütter gehen mit Ihren Kindern spazieren. Ein Hotel befindet sich am Marktplatz, sieht sehr abgewirtschaftet aus, das nächste befindet sich direkt an der Straße, ist im Westernstil, aber nirgends sieht man Licht, vielleicht haust nur noch Dracula darin. Ein weiteres ist am Ortsausgang, sehr schön, es gäbe auch freie Zimmer, doch leider keine Garage. Wir suchen das Weite.
Ca. 2 Kilometer außerhalb des Ortes finden wir die Pensiunea Maramuresch. König Drosselbart heißt uns willkommen. Die Dame des Hauses zeigt mir das Zimmer. Es gibt zwar nur ein Etagenbad, aber bei den wenigen Zimmern ist das kein Problem. Unser Zimmerchen ist zwar sehr klein, es gibt neben dem Bett gerade mal einen Sessel, auf dem sich unser Gewand türmt. Die Herberge scheint ziemlich neu zu sein. Es wird auch noch ein zweites Haus gebaut. Da wir nicht mehr genügend Geld haben, müssen wir in den Ort Borsa um am Bankomat Geld zu beheben. Ganz so erfreut sind wir nicht, dass wir da noch einmal zurück müssen.
Die Geldbeschaffung klappt, wir kommen unbeschadet und rechtzeitig vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Heute gönnen wir uns zum Essen einen Wein der Region – einen Murfatlar. Sprachlich retten wir uns mit Französisch über die Runden, die Hausherren haben in Frankreich gearbeitet. Franz bekommt ein gegrilltes Kotelett mit Salat und ich erhalte einen Salat mit marinierten roten Paprika. Die Chefin gibt uns auch noch einen guten hochprozentigen Schnaps der Region. Sie lässt uns gleich die ganze Flasche am Tisch. Für das Abendessen bezahlen wir 49,50 Lei. Wir lassen den Tag mit Lagerfeuerromantik, die der offene Grill verbreitet, ausklingen. Uns fällt immer mehr auf, dass die Menschen hier nicht lärmempfindlich sind.
Meist sind Fernseher und Radio gleichzeitig in Betrieb und die Lautstärke ist auch ziemlich an unserem Limit. Unsere Herberge ist beheizt und so nutzen wir das, damit wir unseren schönen Reiseführer, der einen Teil des Inhaltes meiner undichten Wasserflasche aufgenommen hat, zu trocknen. Obwohl keines der Zimmer absperrbar ist, weil die Schlüssel fehlen, schlafen wir ausgezeichnet. Die Hunde vor dem Haus und König Drosselbart bewachen uns.
Gefahrene Kilometer: 297,4

4.Tag: Dienstag: 12.09.2006:
Heute ist wieder schönes Wetter, haben wir das überhaupt verdient?
Um 8 Uhr gehen wir einen Stock tiefer, unser Frühstück wird in der Essecke neben der Küche vorbereitet. Die Chefin kocht gerade Tee und serviert auf Wunsch von Franz, Kaffee aus der Espressomaschine. Neben Weißbrot gibt es noch Butter und Marmelade. Ich frage sie, wo sie so gut französisch gelernt hat. Sie antwortet, dass sie in Bordeaux bei Freunden für 2 Monate pro Jahr im Gastgewerbe geholfen hat.
Nachdem wir 70 Lei für das Zimmer bezahlt haben, fährt sie mit ihrem Mann weg. Ich mache noch einige Fotos von den Tiergehegen und vom mit Skulpturen verzierten Garten. Der Mann, der gestern gegrillt hat, erklärt uns noch, dass er alles mit seinen Händen erzeugt hat. Alle Achtung!
Die Telefonnummer von ihm ist: 0744701094, für alle Fälle, falls wir wieder mal herkommen.
Als Franz startklar ist, liegen noch die Hunde vor ihm und er meint, ich solle sie verscheuchen, während er in Sicherheit auf dem Moped sitzt. Haha! Selten so laut gelacht.
Als er startet, bewegt sich die Meute weg.
Bei 14° beginnen wir die heutige Fahrt. Es geht durch den Parcul National Rodna und über den Prislop Pass. Hier ist es wirklich schön. Schade eigentlich, dass überall in der Natur Abfälle herumliegen. Das Umweltbewusstsein muss wirklich erst geweckt werden. Als wir durch die menschenleere Gegend fahren, denke ich wieder über Meister Petz nach. Franz fährt ganz langsam ein Tal entlang um entlang eines Baches nach ihm Ausschau zu halten. Aber was würden wir machen, wenn wir wirklich ein Exemplar sehen?
Im Tal sehen wir aber etwas anderes, das uns nicht so gefällt. Holzlatten sind zu einer Hütte geformt und mit Plastikfolie als Wand versehen, seitlich steht ein qualmendes Ofenröhrl heraus. Hier leben die Sintis, sie sind den Roma ähnlich, nur dass sie einst aus Indien als Sklaven geholt wurden.
Als wir in den Dörfern, die nicht so ärmlich aussehen halten, um einige Fotos zu machen, kommen gleich die neugierigen Bewohner aus Ihren Häusern und winken uns zu. Die Schlaglöcher, die teilweise die Straße verzieren, lassen erstens nur eine langsame Fortbewegung zu und Franz kann nicht sehr viel abseits des Weges blicken.
Wir fahren nach Iacobeni und Sadova. Wir suchen wieder mal nach dem Weg und einem Lokal,
wo wir einen Kaffee trinken könnten.
Beides versteckt sich gut vor uns. Wir fahren in den Ort Sadova und als wir ein Lokal entdecken, können wir leider nicht an den Straßenrand fahren, da er voll mit Glasscherben ist. Wir fahren weiter und erspähen eine Kirche mit bunten Kacheln am Turm.
Ein freundlicher, zahnloser Rumäne erklärt uns auch den Weg nach Campulung Moldovenesc. In einem der Bilderbuchdörfer der Bukowina halten uns zwei Wiener Motorradfahrer an. Sie teilen uns mit, dass sie uns bereits in Cluj Napoca gesehen haben. Sie erzählen uns, dass sie noch vorhaben, bis an das Schwarze Meer zu fahren. Sie sind vorhin eine Straße entlang gefahren, die sich dann als Hohlweg entpuppt hat. Der Chopperfahrer meint, wenn man will, funktioniert hier das Fahren sogar mit seiner Maschine. In dieser Gegend möchten wir für 2 Tage unser Quartier aufschlagen, weil wir uns die Moldauklöster ansehen möchten.
Nach einem Fehlversuch bei einer Pensiuna, die ganz nahe an der Straße zu finden ist, die aber nach meiner Inspektion etwas düstere Gänge und keinen freundlichen Eindruck hinterlässt, erreichen wir die Casa Lucretia, die sich zwischen Vama und Frumosu befindet und die bereits in unserem Reiseführer gelobt wird. Uns gefällt es hier so gut, dass wir auf der Veranda gleich einmal ein ordentliches Mittagessen einnehmen, nachdem man uns das Zimmer 104 zugeteilt hat. Seit Erscheinen des Führers hat es auch eine Preissteigerung gegeben, statt der ausgewiesenen 40 € sind es doch glatt 45 €. Der Charme des Hauses entschädigt uns. Als Mittagdiner gibt es für mich ein Coliflowersouflé mit Salat. Franz entscheidet sich für eine Meetballsoup und wieder mal Kotelett mit Pommes. Mit einer großen Wasserflasche bezahlen wir 55 Lei.
Am Nachmittag sehen wir uns noch das Kloster Voronet um 14 Lei an. Am Parkplatz weist uns gleich ein beschilderter Mann einen Platz zu.
Zuerst denken wir an Tunesien und sind der Meinung, er will uns dafür wieder Geld abknöpfen, doch nichts dergleichen. In diesem Kloster sind Nonnen zu Hause, die Kerzen werden in ein sich extra neben dem Kloster befindendes Häuschen platziert.
Wir quälen uns auch noch die rote Straße entlang zum Kloster Humor. Zuerst fahren wir an der Abzweigung fast vorbei, doch als der Weg sehr schlecht zu werden droht, kehrt Franz dann doch um und wir finden auch dieses Kloster.
Wir bezahlen wieder 14 Lei und dürfen sogar Innenaufnahmen machen.
Am Klostergelände gibt es einen Turm, der über eine besonders enge und steile Treppe zu besteigen ist. Wir mühen uns natürlich hinauf und der Ausblick belohnt uns wieder einmal. Wir sehen die Enklave der Nonnen. Hier würde man es auch aushalten. Eine Nonne marschiert um die Kirche herum und schlägt immer 2 Hölzer aneinander, damit ruft sie Ihre Schwestern zum Gebet.
Am Nachhauseweg muss ich noch die schön verzierten Hauseinfahrten fotografieren. Das Haus, die Nebengebäude, das Tor, der Brunnen, alles ist im selben Design.
Wir kehren wieder zur Lucretia zurück und siehe da, als wir die Einfahrt zum Parkplatz nehmen möchten, kommt uns ein junger Mann entgegen. Zuerst denken wir uns, was will er von uns?
Aber als er dann im besten Deutsch erklärt, dass die Pension empfehlenswert sei und wir uns ruhig hineintrauen könnten, entspannt sich die Lage. Wir erklären ihm, dass wir das bereits wüssten, da wir hier schon zu Mittag gegessen haben. Er stellt sich als Michael vor und erzählt uns, dass er und Ingrid uns beim Kloster Humor schon gesehen haben, uns aber nicht ansprechen konnten, da wir gerade am Wegfahren waren. Welch ein Zufall, dass wir uns hier treffen. Wir essen mit den beiden Wienern zu Abend. Sie erklären uns, dass sie gestern auch schon hier waren und am Abend unzählige Speisen aufgetragen wurden. Außerdem sei die Madame Lucretia auch zugegen gewesen. Sie sei mit schwarzem Gewand und Umhang erschienen und hätte sich nach dem Wohlbefinden der Gäste erkundigt. Na ja, nobel, nobel.
Heute sei sie in die Schweiz abgereist, um ihre Tochter zu besuchen. Natürlich kommt die Sprache auf die Erfahrungen, die Ingrid und Michael hier im Land gemacht haben. Wir kommen zu dem Beschluss, dass die negativen Meldungen über Land und Leute nur von Menschen stammen, die selbst nicht hier gewesen sind und die Berichte nur aus dritter Hand haben. Uns vieren gefällt es auf alle Fälle sehr gut. Wir trinken 2 Timisoariana Biere und essen Polenta mit Steinpilzsauce. Mhmm!
Gefahrene Kilometer: 198,7

5.Tag: Mittwoch: 13.09.2006:
Wir begeben uns um 8 Uhr 30 zum Frühstück, müssen leider ein wenig darauf warten, da die Mädchen dachten, dass wir auch erst um 9 Uhr essen wollten, wie Ingrid und Michael.
Doch es fällt uns nicht schwer. Der Wintergarten ist gemütlich und wir bekommen Tee, Kaffee, Käse, Tomaten und Brot und Butter und Marmelade. Da wir erst um 10 Uhr aufbrechen, können wir uns noch von Ingrid und Michael verabschieden. Wir tauschen die Email- Adressen aus, damit wir am Ende unserer Reise unsere Erfahrungen austauschen können.
Zuerst fahren wir zum Kloster Moldovita. Hier steht wieder ein Mann, der mit einem Ausweis auf seiner Brust gekennzeichnet ist und unserer Meinung nach von offizieller Stelle angestellt ist, ein wenig auf den Parkplatz aufzupassen.
Heute haben wir eine Bubenschar vor uns, die gerade das Kloster besichtigt hat.
Der Ameisenhaufen beschäftigt die Nonne im Shop vollauf, so dass wir auf das Kaufen der Eintrittkarten um die üblichen 14 Lei warten müssen. Ich stehe in der Zwischenzeit beim Moped Wache und höre wie die ersten Buben, die das Fahrzeug erblickt haben, zurück zu den anderen laufen und sofort verbreiten: „BMW Motocyclista!“ Worauf die anderen Kinder auch neugierig werden und sich um das Moped scharen.
Sogar eine Nonne geht zum Parkplatz, um nachzusehen, was sich da abspielt.
Dieses Kloster ist ebenfalls mit Außen- und Innenfresken versehen. Uns erscheinen die Moldauklöster einzigartig. Kein Wunder, dass sie unter dem Schutz der UNESCO stehen. Mögen sehr viele Besucher hier Eintritt bezahlen, damit sie fachgerecht restauriert werden können und in altem Glanz erstrahlen können. Gott sei Dank sieht man auch schon überall
kleine Gerüste an Mauern stehen, wo bereits fleißige Hände an der Arbeit sind.
Nachdem wir uns dieses Kloster angesehen haben, fahren wir weiter nach Sucevita, hier befindet sich das berühmteste der Moldauklöster. Ein Reisebus bringt eine Ladung Rumänen mit einem Mönch als Reisebegleiter zum Eingang. Im Hof des Klosters sieht man das geschäftige Leben der Nonnen. Hier wird noch im Freien eine große Menge Kraut verarbeitet. Es gibt auch ein nettes Museum mit Sakralgegenständen im ersten Stock eines Nebengebäudes.
Unser nächstes Kloster ist das von Putna.
Im Reiseführer wird erklärt, dass eine schöne Schotterallee hinführt. Doch wird finden neuen Asphalt vor. Sogar der Parkplatz befindet sich innerhalb des Klostergeländes. Wir holen unsere Jause hervor und stillen unseren Hunger. Leider bleiben wir nicht lange alleine. Ein Dalmatiner, der aus einem rumänischen Auto aussteigt, leistet uns Gesellschaft und bettelt uns an. Die Besitzer kümmern sich nicht um das Verhalten des Tieres. Erst als ein zweiter Pkw dazukommt und für die Menschen essbare Dinge auslädt, kehrt der Hund zu seinem Herrchen zurück. Wir sehen auch einige verwahrloste Männer und eine Frau jeweils mit
einem Plastiksack herumstreifen.
Ein Mann fragt uns nach der Uhrzeit, danach geht es in Richtung Kloster. Anscheinend gibt es eine Obdachlosenspeisung. Putna ist außen nicht bemalt,
dafür aber innen umso prächtiger. Diese Klöster sehen zwar alle etwas düster aus, aber sie ziehen die Menschen in ihren Bann. Auch hier gibt es ein eigenes Museum, es wird extra Eintritt verlangt. Beim Eingang wird nur für den Fotoapparat kassiert. In Summe kommen wir wieder auf die üblichen 14 Lei. Beim Museumseingang sind zwei Mönche, der eine verkauft die Eintrittskarten, der zweite macht die Besucher höflich darauf aufmerksam, dass die Fotoausrüstung abzugeben sei.
Es gibt auch einen hölzernen Safe, den die beiden bewachen und jeder erhält den Schlüssel für sein Fach in die Hand gedrückt. Die beiden Mönche sehen wie Statuen aus. Keine Mimik findet man im Gesicht. Als ich als freundlicher Mensch versuche, den einen der beiden anzulächeln, fragt er:“ Where are you from?“ Aber er verändert sein Gesicht weiterhin nicht. Das Museum ist wieder sehr interessant, Sakralgegenstände werden ausgestellt.
Beim Verlassen des Klosters geht hinter mir ein Mann, der Worte vor sich her murmelt und bald auf gleicher Höhe mit mir ist. Ich drehe mich zu ihm, da ich annehme, dass er mit mir redet und frage ihn, ob er das auch in Englisch sagen könnte.
Die Antwort: “Of course“ kommt postwendend.
Er entschuldigt sich, dass er automatisch angenommen hat, dass ich Rumänisch kann. Er heißt Mihai oder Michael und ist der Freskenmaler. Er hat von den Mönchen einen Vierjahresauftrag erhalten, die Fresken zu restaurieren. Er hat in Bukarest die Schule der Klostermaler besucht und war 32 Jahre seines Lebens außerhalb seines Heimatlandes. Kanada, Zypern, Jordanien, Libanon, Griechenland und sogar Heidelberg zählen zu seinen Wirkungsstätten. Er lädt uns zu sich in ein kleines Häuschen, das er von den Mönchen zur Verfügung gestellt bekommen hat, auf einen Kaffee und einen Tee ein. Er erzählt uns Geschichten vom Kommunismus, als es noch landwirtschaftliche Kolchosen gab und ein Großteil der Ernte exportiert wurde und nur ein winziger Teil für die Bauern selbst übrig blieb. Die Grundstücksenteignung konnte natürlich nur im ebenen Gelände gemacht werden. In den Bergen, wo man keine großen Felder hatte, durften die Bauern das Land behalten. Die Menschen leiden noch immer unter der Knechtschaft, weil sie kein selbständiges Denken gewöhnt sind und immer genauen Befehlen gehorcht haben, es wurde nie etwas verändert. Nun ist aber flexibles Denken und Kreativität gefragt. Er berichtet auch von seiner ersten Frau und seinen Söhnen auf Zypern, die bereits erwachsen sind, aber trotzdem noch Unterstützung von ihm erwarten, weil er auf der Insel sehr viel verdient hat, 4000$ im Monat.
Er berichtet von seiner Schwiegermutter seiner zweiten Ehe, einer Rumänendeutschen, die in Deutschland mit 600 € im Monat auskommen muss, wobei sie 400 € für das Wohnen bezahlen muss, auch sie erkennt, dass mit dem Euro alles teurer geworden ist. Er meint, leider lässt sie sich nicht überreden, nach Rumänien zurückzukehren, weil sie jeden Tag das Grab ihres Mannes besuchen möchte. Deshalb fährt er sie hin und wieder besuchen oder schickt ihr einen Laib Käse, Honig und andere Lebensmittel. Er schwärmt vom rumänischen Gemüse, das schmackhaft und saftig ist. Die Tomaten in Deutschland, die aus Holland stammen, konnte er nicht essen, weil „inside was wood!“ Er meint den holzigen inneren Teil der Tomaten, der wirklich nicht gut schmeckt. Ich stimme mit ihm überein, dass die Leute sich mehr auf ihre Gärten besinnen sollten und sich unabhängig von den Genversuchen der großen Glashausgärtnereien machen sollten. Man muss wirklich nicht das ganze Jahr über alle Sorten von Obst und Gemüse haben. Zu jeder Saison gibt es schmackhafte Lebensmittel, die keine langen Transportwege haben. Wir erzählen ihm von der Europäischen Gemeinschaft, die den Rumänen ja noch bevorsteht. Er meint, dieser Tage sei die Volksabstimmung dazu. Wir teilen ihm mit, dass die EU die Landwirtschaft diktiert, dass die Äpfel, die verkauft werden möchten, einen bestimmten Durchmesser haben müssen, aber auf den Geschmack sieht niemand. Dass in Spanien das Wasser immer knapper wird, weil die Bauern Förderungen für Mais erhalten, der aber bei der Hitze ständig bewässert werden muss. Er schüttelt nur den Kopf dazu. Als wir uns verabschieden, überreicht er uns einige seiner Äpfel, die am Tisch liegen und will auch noch Honig mitgeben, aber wir haben ein Transportproblem. Bei zwei Flaschen Bermas Bier sagen wir nicht Nein. Der Brauereimeister in Suceava, der Heimatstadt von Michael, ist sein Freund. In Rumänien ist jeder jedermanns Freund. Wir tauschen unsere Adressen und Telefonnummern aus. Ich verspreche ihm, die Fotos, die wir mit ihm gemacht haben, per Post zu schicken. Er wird sich per Telefon melden, wenn er wieder mal in Österreich ist und in unsere Gegend kommt. Er beteuert, dass wir zu ihm nach Suceava kommen sollten, ungefähr in einem Jahr, dann hat er den Auftrag in Putna fertig und dann könnten wir am Abend gemütlich zusammensitzen und essen und trinken.
„Invitations“, das sei sein Leben. Das Angebot klingt sehr verlockend. Ob es wohl dazu kommen wird? Inzwischen kehren wir zu unserer Lucretia zurück. Das Bild rechts zeigt einen Abbruch der Strasse.
Die Mädels in unserer Herberge verwöhnen uns mit Meetballsoup, Beef und Mushrooms und Polenta. Für mich wie gewohnt alles nur ohne Fleisch, dafür mit Salat.
Wir trinken 1 Timisoariana, 1 Carlsberg und 2 Tuica (=Tsuika), das ist ein starker Pflaumenschnaps. Brr! Im Zimmer trinken wir noch das Bermas Beer von unserem Maler.
Gefahrene Kilometer: 170,2

6.Tag: Donnerstag: 14.09.2006:
Nach dem üblichen üppigen Mahl mit Käse Tomaten, weichem Ei, Brot, Butter,
hausgemachter Marmelade, Tee und Kaffee und heute auch Orangensaft, bezahlen wir die Zeche: 140 € für zwei Nächte für 2 Personen, mit Frühstück, Abendessen und allen Getränken, das sind 35 € pro Person und Tag. Das ist hier im Land zwar viel, aber dafür wurden wir wirklich verwöhnt.
Um ca. 10 Uhr brechen wir auf. Unser Weg verläuft über Vama, Molid, Frasin, Gura Humorului, Paltinoasa, Cornu Lumcii, nach Targu Neamt. Hier tanken wir wieder einmal für 3,34/Litru, das sind 96,01 Lei für 27,83 Liter. Ich lade mein rumänisches Telefon wieder für 30 Lei auf. Wir fragen eine Frau am Wegesrand nach dem Weg zum Kloster Agapia. Sie versteht uns nicht und reagiert daher auch nicht. Ein Mann kommt sofort und spricht auf Rumänisch, das wir leider nicht verstehen, doch es findet sich in Minutenschnelle ein junger Mann ein, der auf englisch antwortet und uns erklärt, wie wir dorthin kommen. Aber die Straße nach Agapia sei sehr schlecht. Dann will er wissen, wohin wir danach wollen, er versucht uns auch, den Weg nach Bicaz zu erklären. Agapias Zufahrtsstraße ist wirklich schlimm – Schlaglöcher überall wohin man blickt. Zum Glück sind es nur einige wenige Kilometer.
Wir stellen das Moped direkt zum Empfangshütterl der Nonnen. Wir können auch die Helme und unsere Jacken hier deponieren, denn es ist doch schön warm geworden.
Wir bezahlen 2 Lei pro Person Eintritt. Meinen Fotoapparat übersieht die Frau Nonne.
Das Kloster ist in einem herrlichen Zustand. Die Gebäude sind weiß gekalkt und die Gärten quellen über vor Blumen. Wir sehen uns auch das Häuschen des Schriftstellers Alexandru Vlahuta an. Eine Nonne nimmt uns dafür zwar einen zusätzlichen Lei ab, und weist darauf hin, dass man nicht fotografieren darf, aber sie erklärt auf Deutsch, dass der Wintergarten ein Zubau ist und dass der Künstler viele Leute eingeladen hatte und gerne gefeiert hatte. Das ist ein schönes Plätzchen.
Nach der Besichtigung fahren wir wieder zurück nach Targu Neamt und dann schlagen wir den Weg über den Pass Petru Vada ein, aber vorher lassen wir uns bei einem netten Lokal am Straßenrand nieder, wo wir eine Vegetable soup with cream und Tomatensalat und grilled pork with pommes und eine große Wasserflasche um 17 Lei vertilgen. Nach unserer Mittagsrast, fahren wir an einer Weggabelung kurz rechts ran, weil Franz vergessen hat, seine Sonnenbrille aufzusetzen. Währenddessen hupt uns ein Audifahrer an, stoppt und der Fahrer kommt langsam auf uns zu. Was ist jetzt los? Es ist der nette junge Mann, der uns in Targu Neamt den Weg nach Agapia erklärt hat.
Nun meint er, dass diese Abzweigung nicht die Straße nach Bicaz sei. Er würde auch dorthin unterwegs sein. Wir bedanken uns höflich und beteuern, dass wir nur kurz angehalten haben und sehr wohl wissen, dass wir nicht abbiegen dürfen.
Wir passieren den Ort Poiana Largului. Eine Weile unseres Weges sehen wir auf den Stausee hinunter. In Bicaz finden wir kein nettes Hotel. Franz steigt vom Motorrad, quert die Strasse und hebt am Bankomat Geld ab. Einige Halbstarke fragen, ob sie sich mit dem Motorrad fotografieren lassen dürfen. Wir suchen weiter nach einem Quartier. Am Ende des Stausees haben wir ein Motel gesehen, aber es scheint sich auf einem Schiff zu befinden. Franz verweigert, da wir das Moped nicht mitnehmen dürfen. Er würde lieber in einer der zweimal zwei Meter großen Hütten schlafen, aber dabei verweigere ich. Wir fahren 18 Kilometer zurück, denn unterwegs haben wir von der Straße aus eine nette Pension gesehen. Als wir dort ankommen, gefällt es uns doch nicht so gut, im Lokal sind lauter Halbstarke und vernebeln die Bude und die Zimmer sehen auch nicht so freundlich aus.
So kann man sich täuschen. Wieder zurück nach Bicaz. Kurz davor gab es noch eine Beschilderung zu einem Hotel. Nichts wie hin. Wieder haben wir eine Niete gezogen. Hier scheint es auch nur Hütten zu geben, das Haupthaus sieht etwas verwahrlost aus.
Nun enden wir im Motel Christina, direkt neben dem ersten Motel, das wir uns angesehen haben. Die gestrenge Frau Rezeptionistin, die aussieht als ob sie noch aus Zeiten des Kommunismus stammt, gibt uns den Schlüssel für das Zimmer mit der Nummer 4 um 70 Lei. Gerne möchte ich es aber vorher begutachten und da es schon spät ist, entscheiden wir uns, zu bleiben. Abendessen gibt es im Haupthaus gegenüber: Krautsalat, Gemüse und Fritten, Franz erhält eine gebratene Forelle mit Tomatensalat, Polenta und Knoblauchsauce.
Die Sauce koste ich auch, doch sie ist sehr gallig. 2 Ursus Bier runden das Ganze ab. Die gestrenge Frau Rezeptionistin erscheint an unserem Tisch und fordert: Passport! Wir geben ihn ihr mit, bezahlen 55 Lei für Speis und Trank und steigen in unser Zimmer ab. Das Gelände ist voll mit streunenden Hunden – ob hier des Nächtens auch der Meister Petz vorbeischaut?
Gefahrene Kilometer: 239,7

7.Tag: Freitag: 15.09.2006:
Wir frühstücken um 9 Uhr: Pancakes mit Jem, Birnensaft, Caj (=Tee), Espresso und Brot mit Honig, die Unt(=Butter) ist leider aus.
Der Ostblock lässt grüßen. Als wir abfahren laufen uns 2 der streunenden Hunde nach und versuchen uns anzuspringen. Je schneller Franz fährt, desto wilder werden sie. Erst als wir auf die Hauptstrasse hinausbiegen und einige Lastwägen entgegen kommen, lassen sie von uns ab.
Heute durchfahren wir die Bicazklamm im Parcul National Ch. Bicazului, die am Eingang mit Souvenirstandeln versehen ist. Vorher sehen wir noch das Cehleau Massiv. Nach der Klamm kommen wir direkt zum Lacu Rosu.
Das ist der rote See, der seit einem Erdrutsch rot erscheint. Eine Legende besagt, dass die rote Farbe vom Blut der Wanderer herrührt, die bei der Katastrophe ums Leben gekommen sind. Mysteriös sehen heute die Baumstümpfe aus, die noch immer aus dem See ragen. Dass er rot ist, kann ich nicht erkennen.
Auf alle Fälle gehört er auch zu einem Besichtungsprogramm eines Busses voll mit Nonnen. Als ich zu Franz zurückkehre, hat er schon wieder Interessenten für sein Motorrad bei sich. Ein Ehepaar fragt ihn über verschiedene technische Details aus, soweit es die Sprache eben zulässt.
Wir fahren über Hasmas, Gheorgheni Danesti, Mercurea-Cius, den Ghimes Pass, nach Lunca de Jos, Faget, Agas. Seit ungefähr 12 Uhr versuchen wir ein Esslokal zu finden, doch ohne Erfolg. Immer wenn wir stoppen und nach Hammi, Hammi fragen, wird verneint. Einmal hält mir eine Kundin eines Lokals ein volles Paket Kaffee vor Augen, sie denkt, wir wollen Kaffee trinken, nein wir wollen Futter fassen.
Franz ist schon ganz ungeduldig.
Er sagt, es gibt nur Trinkeranstalten. Als er einen Pferdefuhrwerkfahrer entgegenkommen sieht, meint er, der ist auch auf den Weg in eine Trinkeranstalt. Wir sehen wirklich nur Lokale, wo die Leute nur Getränke zu sich nehmen. Kurz vor Comanesti werden wir erlöst. Das ist ein größerer Ort. Wir erspähen ein Lokal. Ich springe ab, Bogdan erklärt uns, die Pizzeria nebenan ist viel besser, als das Restaurant, das ich gerade besichtigt habe und in dem er arbeitet. Leider ist die Pizzeria nur zu Fuß erreichbar. Bogdan bietet uns an, eine Pizza zu holen, als er sieht, dass wir das Moped nicht alleine lassen möchten. Wir versuchen jedoch einen Weg zu finden. Wir fahren zurück zur Hauptstrasse und versuchen eine Kreuzung vorher abzubiegen. Wieder sind Straßensperren im Weg. Der Platz mit unserer Pizzeria hat keine Zufahrt. Doch so kurz vor dem Ziel geben wir nicht auf. Franz versucht es über den Gehsteig und über die Wiese.
Wir schaffen es, Bogdan warten schon auf uns. Es ist ca. 15 Uhr als wir endlich im Restaurant Gustavi unsere Lieblingspizza bestellen können. Wenn man hungrig ist, schmeckt sie fast wie beim echten Italiener. Für 2 Pizzen, eine Flasche Wasser und einen Kaffee bezahlen wir 25 Lei. Zur Erinnerung – ca. 5 Euro!
Wie neu geboren fahren wir weiter nach Onesti , Oitutz, Bretcu, Targu Secuiesc. Irgendwann beschließen wir die Richtung nach Brasov einzuschlagen, weil die Tour über die Schlammvulkane zu fahrintensiv ist, und die Gegend nicht sehr schön ist. Wir passieren Sfantu Gheorghe und vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir Kronstadt.
Ein Hotel im Zentrum hätte zwar noch eine Suite frei, doch keinen Garagenplatz, die nächste Pension, würde zwar nur 40 Lei kosten, doch mit der Garage sieht es auch schlecht aus.
Ein Mann kommt auf uns zu uns sieht unser Dilemma. Er bietet uns ein Zimmer mit Garage direkt im Zentrum an. Da ich schon wieder Vorurteile habe, lehnen wir ab. Beim 2. Anlauf finden wir die Pensiune Ambient. Der Herr Rezeptionist gibt uns das schönste Exemplar die Nummer 17, als er hört, dass wir 3 Nächte bleiben möchten. Es kostet 61 € pro Nacht. Wir müssen zu Fuß mit unserem Gepäck 2 Stockwerke hochsteigen. Trotzdem stürmen wir die Altstadt. Es dauert ungefähr eine halbe Stunde zu Fuß.
Das Moped steht gut im Garten der Pension.
Wir essen direkt am Hauptplatz in Kronstadt: Franz bestellt ein smoked Sirloin mit Tomatensalat und French Fries, und ich einen Spezialitäten Salat, mit Kartoffel und Spiegelei und als Nachtisch einen Applecake. Mit 2 Bieren und einem Kaffee bezahlen wir 47 Lei. Wir marschieren schnellen Schrittes zu unserer Pension.
Gefahrene Kilometer: 376,6

8.Tag: Samstag: 16.09.2006:
Wir frühstücken um 8 Uhr 30 mit Käse Tomaten, Paprika, Wurst, Toastbrot, Juice, Kaffee und Früchtetee.
Um 9 Uhr 30 fahren wir ab, zuerst in Richtung Ploiesti, dann Predeal, Busteni, hier sind einige Wintersportorte, dann kommen wir nach Sinaia. Zuerst fahren wir durch, weil wir das Schloss Peles außerhalb des Ortes vermuten.
Doch beim 2. Anlauf finden wir einen Wegweiser mitten im Ort. Pilgerscharen von Besucher strömen schon in Richtung Schloss.
Wir stellen unser Fahrzeug auf den Parkplatz eines Hotels direkt beim Zugang des Schlosses. Der Parkplatzwärter lässt es uns direkt zum Eingang des Hotels stellen. Dann beginnt auch für uns der Fußmarsch zum Castell. Wir bezahlen 2 mal 12 Lei Eintritt und dürfen uns einer englischen Führung anschließen.
Vorerst müssen wir, um den Boden des Anwesens zu schützen, Filzpantoffeln über unsere Schuhe ziehen. Unser Führer meint, dass täglich ca. 30.000 Besucher hierher kämen. Es ist das Schloss eines Hohenzollers, der es nach dem Vorbild von Neuschwanstein bauen ließ. Die Einrichtung stammt noch aus der Zeit der Erbauung. Wir sehen das deutsche Esszimmer, das maurische Zimmer, die Bibliothek, den Theatersaal, die Waffensäle und einiges mehr. Leider sind wirklich zu viele Menschen unterwegs und wir werden zu schnell vorwärtsgetrieben und leider besteht absolutes Fotoverbot!
Beim Verlassen des Schlosses sehen wir wie ein Löwendompteur sein Tier striegelt. Er kann es nicht leiden, dass ich es fotografieren möchte. Beim an die Kette gefesselten Bären geht es mir genauso. Obwohl wir erst aus der Ferne mit dem Zoom das Foto machen, kommt der Tierwärter nachgelaufen und schimpft mit uns. Wahrscheinlich will er nicht, dass das Bild vom Bären an der Kette an die Öffentlichkeit kommt.
Wir fahren zurück nach Predeal und nach Rasnow.
Wir lesen von einer mittelalterlichen Stadt, doch vorerst zieht es uns nach Bran, zur Besichtung des Draculaschlosses. Wir finden im Ort ein kleines Hotel mit einem netten Sitzgarten. Hier stillen wir erst mal unseren Hunger mit Legume Mexicaine und Cabbagesalad, Franz isst wieder ein Kotelett mit Fritten und Tomatensalat. Es wird uns erlaubt, für die Dauer des Schlossbesuches, das Moped am Parkplatz zu lassen. Wir sehen uns das Schloss an. Es ist wieder ein Massenauftrieb. Wir können aber in jedem Raum bleiben so lange wir wollen und auch nach Herzenslust fotografieren. Wir finden aber nirgends eine Spur von Dracula.
Eigentlich war er sowieso nie hier – sagt man!
Anschließend sehen wir uns noch das Freilichtmuseum an. Man hat verschiedene Bauernhäuser hier aufgestellt. Bei der Souveniermeile kaufe ich die „Zähne des Dracula“ für meine Kolleginnen, damit ich die mir zugeteilte Aufgabe erfüllt habe.
Wir holen das Moped vom Parkplatz und kehren nach Brasov zurück. Kurz davor tanken wir wieder einmal um 3,45 Lei das Liter (1 €!) 30 Litru für 103,50 Lei.
Es ist erschütternd, als ein alter bettelnder Mann auf uns zu humpelt und immer mit der Hand zum Mund deutet. Franz gibt ihm einige Münzen, die er als Wechselgeld erhalten hatte, worauf der Mann sich vielfach verbeugt und bedankt. Ist schon schlimm, zu sehen, dass Menschen um ihr tägliches Brot betteln müssen.
Wir stellen das Moped in den Garten der Herberge, ziehen uns um und marschieren Richtung Stadtzentrum. Vor dem Essen drehen wir noch eine Runde am Hauptplatz. Das Licht ist noch gut um Fotos zu machen.
Ich sehe bei einem Hauseingang bunte Fenster herausleuchten. Zuerst zögere ich, weiterzugehen, doch bald winkt ein freundlicher Mann, wir sollen weiterkommen. Wir finden eine Kirche im Hinterhof mit wundervollen Glasmalereien vor. Der Mann stellt sich als Boris vor und erzählt, dass er aus Timisoara stammt und Gäste aus Belgien hat, mit denen er hier Sightseeing macht. Er zeigt mir noch die schönsten originalen Fenstermalereien. Wir tauschen unsere Mailadressen und Telefonnummern aus. Er sagt, wenn wir nach Timisoara kommen, sollten wir ihn unbedingt anrufen, er zeigt uns seine Stadt.
Er warnt und noch vor Geldwechsler, selbst in den Wechselstuben sollen Betrügereien vorkommen. Da neue und alte Lei im Umlauf sind, die alten Lei jedoch 4 Nullen mehr haben, wird die Unwissenheit der Touristen ausgenutzt, es werden Scheine ausgegeben, die weniger wert sind, als man denkt.
Heute essen wir im Beer Garden. Ich bestelle eine Vegetable Soup und einen Salat Brasovana (mit geriebenem Käse, Ei und Oliven) Franz ausnahmsweise ein Kronstadt Kotelett mit Tomatensalat. Als Nachspeise gönne ich mir den „Excellent Chocolate Cake“ und Franz entschiedet sich für die Profiteroles. Da wir auch 2 Timisoariana Biere und 2 Tuica vernichten, bezahlen wir 75 Lei. Wie lange der Bettler von heute Nachmittag wohl damit überleben
könnte?
Gefahrene Kilometer: 139,4

9.Tag: Sonntag: 17.09.2006:
Heute gibt es Frühstück wie gestern. Nur haben wir es nicht eilig. Wir machen heute einen Bummeltag
in Brasov. Das Moped bleibt im Garten der Pension. Um 9 Uhr 50 starten wir den Stadtrundgang. Wir besichtigen das ehemalige Rathaus am Platz von allen Seiten. Leider hat genau heute die Schwarze Kirche geschlossen.
Wir hören aber einem deutsch sprechenden Fremdenführer zu. Er erklärt gerade, dass sich immer neben einer Lutherischen Kirche eine deutsche Schule befindet.
Wir entdecken auch überall deutsche Inschriften, es ist sogar die Hochzeit von gestern in deutscher Sprache ausgeschrieben. Wir nehmen uns sogar Zeit, auf einer Bank zu rasten und dem Treiben zuzusehen.
Nachdem heute ein Bummeltag ist, kommt auch Franz mit seinem Kaffee nicht zu kurz. Leider ist bei unserem Lokal mit dem Korbgestühl nichts frei, doch in der Pizzeria Roma
in der Av. Hirscher, das ist eine Seitengasse des großen Platzes finden wir einen Platz in der Sonne. Wir bleiben gleich auf eine Pizza. Für mich ist es eine „Roma“ mit Oliven, Kapern, und einer galligen Knoblauchsauce, Franz erhält eine „Diavolo“ mit einer „Aufstoßsalami“. Für zwei Bier (Ursus und Perroni), ein Mineralwasser und einen Kaffee bezahlen wir 39,90 Lei.
Wir schlendern weiter durch Brasov und suchen den Aufgang zu dem Turm, den man vom Platz aus sieht. Wir versuchen ein Internetcafé zu finden, doch das eine, das geöffnet hat, ist aussichtslos überfüllt.
Wir kehren in die Altstadt zurück und stöbern in einigen Läden. Als wir von einem Geschäft wieder auf die Straße kommen und vorhaben, ein Café aufzusuchen, treffen wir unsere beiden Wiener wieder: Ingrid und Michael. Das ist aber eine Überraschung, nun können wir den Kaffee gemeinsam trinken. Diesmal gibt es bei unserem Lieblingslokal freie Plätze im Korbgestühl.
Natürlich stürzen wir uns darauf. Die beiden erzählen von ihrem Badeaufenthalt, den sie von einem Rumänen empfohlen bekommen haben. Es gibt einen See, der alleine durch den Winkel der Sonneneinstrahlung auf 40° aufgeheizt wird. Normalerweise schließt die „Therme“ mit Ende August, doch aufgrund des schönen Wetters hatten sie Glück. Wir erzählen ihnen, dass wir unsere Idee, an das „Schwarze Meer“ zu fahren, gleich aufgegeben hatten, da hier sehr viele leere Kilometer zu machen gewesen wären.
Michael berichtet von einer berührenden Begegnung mit einem älteren Mann, der die Führung in einer Kirchenburg gemacht hatte und von dem sie sehr viel aus seinem Leben erfahren haben. Obwohl es ein hartes ist, hat er nicht die Lebensfreude verloren. Er hat sich so gefreut, dass ihm die beiden lange zugehört hatten, denn sonst kämen die Leute immer nur, um sich die Führung anzusehen und dann wären sie schnell wieder weg.
Ingrid und Michael haben den Mann anschließend auch nach Hause gebracht. Für 4 Kaffee und ein Bier (für mich natürlich!) bezahlen wir 11 Lei. Ingrid teilt uns mit, dass sie gelesen hat, dass heute um 17 Uhr ein Konzert in der „Schwarzen Kirche“ stattfindet. Als wir uns verabschieden, haben wir alle vor, dorthin zu gehen. In der Zwischenzeit wollen wir noch etwas bummeln. Es gibt über dem Lokal mit dem Korbgestühl ein sehr modernes Einkaufszentrum. Die Geschäfte haben übrigens zum großen Teil in der Altstadt auch heute am Sonntag geöffnet.
Um Viertel nach 5 marschieren wir in Richtung Kirche, doch der Haupteingang ist noch immer verschlossen. Als wir einen Seiteneingang suchen, sehen wir, dass eine Frau, die versucht hineinzugelangen, wieder zurück heraus kommt. Also verwerfen wir die Idee.
So gegen 18 Uhr suchen wir ein Esslokal. Der Italiener „Morgan“ im 1. Stock in der Shoppingmeile genügt unseren Ansprüchen. Er hat eine angenehme Atmosphäre und gutes Essen. Die Einrichtung sieht eher orientalisch aus. Eine 750ml Flasche Murfatlar, eine Flasche Mineralwasser und gratinierte Eggplants für mich und eine Fleischsuppe und Spaghetti aglio olio und einen Kaffee lassen wir uns schmecken. Es kostet alles zusammen 53 Lei.
Gefahrene Kilometer: 0

10.Tag: Montag: 18.09.2006:
Nach dem wie immer üppigen Frühstück zahlen wir die drei Nächte in unserer Pensiune. Der gute Rezeptionist akzeptiert auch Euro.
Ich gebe ihm 200 €. Er retourniert 5 € und die fehlenden 10 gibt er mir in Lei zurück. Um ca. 9 Uhr fahren wir in Richtung Pitesti ab. Wir passieren Campulung d’Arges und beim ersten Mal übersieht Franz die Abzweigung nach Curtea d’Arges. Erst beim 2. Anlauf finden wir unseren Weg.
Wir fahren nach der Abzweigung noch ca. 8 Kilometer dann geschieht leider ein Unfall. Es ist kurz vor Mittag.
Durch eine neue Asphaltschicht, die auf der gegenüberliegenden Fahrspur aufgebracht ist und das abgerutschte Straßenstück, das vor uns auf unserer Fahrbahnhälfte einen Fahrbahnwechsel notwendig macht, geraten wir ins Schleudern. Schneller als der Verstand es erfassen kann, liegen wir am Boden und das Moped fährt ein Stück ohne uns weiter, bis es im Straßengraben stehen bleibt, der Motor läuft jedoch weiter. Franz ist mir beim Aufstehen behilflich und stellt dann das Moped ab.
Innerhalb kurzer Zeit, bleibt ein Auto stehen und einige Männer helfen Franz beim Herausheben des Motorrades. Ich bemerke in der Zwischenzeit, dass mit meinem Knie etwas nicht stimmt. Durch einen pochenden Schmerz werde ich darauf aufmerksam. Als ich meine Hose entferne, sehe ich, dass auf meinem Knie ein Stück Haut fehlt, ich sehe nur rot. Einer der Männer aus dem Auto bietet uns an, mich ins Hospital zu bringen. Franz muss ja bei seinem Moped bleiben. Wir fahren die 14 Kilometer nach Campulung hinunter. Die beiden Rumänen steuern gleich den richtigen Eingang beim Hospital an. Ich steige die Stiege hinauf und gelange zur Antiseptischen Station. Ich dachte mir, ein Arzt oder Sanitätspersonal wird wohl mit mir Englisch sprechen können. Doch ich habe mich getäuscht. Meine beiden Retter haben sofort organisiert, dass ich nicht im Warteraum warten muss, sondern sofort in den Behandlungsraum darf. Das Spital ist schon etwas gewöhnungsbedürftig. Eine schmuddelige Bettbank im Warteraum und ein bekleckerter Behandlungstisch. Ich übergebe dem Arzt mein Knie. Eine Eisenschale wird unter mein Knie geschoben. Zuerst erhalte ich eine Spritze ins Knie, wahrscheinlich will man den Schmerz etwas abtöten. Dann folgt irgendein Gezupfe und ich zucke jedes Mal zusammen. Im Liegen sehe ich nur, wie der Dottore ein Stück Draht zurechtbiegt. Ich schließe daraus, dass er mein Knie mit Klammern wieder befestigt. Der Arzthelfer verbindet mein Knie wieder. Ich werde von der Arzthelferin noch zum Röntgen gebracht. Wir fahren mit dem Lift stock aufwärts und abwärts. Sie setzt mich vor die Tür und deutet, dass ich hier warten sollte, bis mich wieder jemand hinaufbringt. Meine Klamotten hat sie inzwischen in einem Kammerl in der Nähe der Antiseptischen Station verstaut. Eine Röntgenassistentin holt mich in den Röntgenraum. Sie fragt mich, ob ich Französisch sprechen kann. Sie stellt mich auf das Durchleuchtungsgerät, das dann sofort in eine horizontale Lage gebracht wird. Die Assistentin richtet mein Knie ein und verlässt den Raum. Durch ein Fenster über eine Fernsteuerung wird der Apparat richtig eingestellt. Binnen kürzester Zeit ist alles abgeschlossen. Man holt mich aus der Kammer heraus, die Assistentin meint: „rien est cassé!“ Ich bin zufrieden, denn nichts scheint gebrochen zu sein. Die Angestellte ist gerade dabei, einen Begleitdienst zu organisieren, als 3 Polizisten erscheinen. Sie bringen mich wieder hinauf zur Erstversorgung. Ein Arzthelfer, der einen Bericht ausfüllt, versucht mit mir zu sprechen. Er redet auf mich ein, als würde ein mehrmaliges Wiederholen seiner Fragen die Sprachbarriere aus dem Wege räumen. Als es ihm zu blöd wird, fragt er: „Do you speak English?“ Ich freue mich schon und bejahe. Doch seine Antwort kommt sogleich:“ Iu nui!“ Er will eigentlich nur meinen Namen und mein Alter. Ich schreibe beides auf einem Zettel vor. Leider habe ich keinen Passport bei mir, den habe ich bei Franz vergessen. Einer der Polizeibeamten setzt sich zu mir und fragt mich: “Wie heißt Du?“ Er lacht dabei, weil er weiß, dass er da sicher einen Fehler eingebaut hat. Ich gebe meinen Namen nochmals an. Ein anderer Beamter setzt sich zu mir, und versucht mir auf Englisch zu erklären, dass wir zu einem Deutsch sprechenden Professor in einer Schule fahren. Der sollte die Fragen der Polizei beantworten. Die beiden Männer, die mich ins Hospital gebracht haben, sind noch immer hier. Sie fragen mich ob alles in Ordnung ist oder ob ich noch etwas benötige. Einer der beiden fährt noch mit den anderen 2 Polizisten mit zur Polizeistation. Dort verlassen alle den PKW, nur ein Fahrer bleibt übrig. Er schaltet das Blaulicht ein und düst mit mir zur Schule. Hier holt er Cristina ab, eine Deutschlehrerin am College. Sie fährt mit uns zur Unfallstelle.
Sie erkundigt sich, von wo aus Österreich wir stammen. Als ich mit „in der Nähe von Graz“ antworte, wird sie ganz sentimental. Sie wurde vor einigen Jahren vom Bundesministerium nach Österreich eingeladen und durfte in einem Schloss in der Nähe von Graz eine Ausbildung machen. Sie meint, dass das eine herrliche Zeit gewesen sei. Sie entschuldigt sich dafür, dass wir uns unter solchen Umständen kennen gelernt haben. In der Zwischenzeit sind wir bei der Unfallstelle angekommen. Franz wird von einem eigenen Polizeibeamten bewacht, er hat Erich kontaktiert und gebeten, sich zu erkundigen, wie das mit dem Schutzbrief funktioniert. Der Polizeibericht wird mit Hilfe von Cristina ausgefüllt.
Es wird noch die Frage aufgeworfen, ob wir selbst für den Abtransport des Fahrzeuges sorgen sollten oder ob die Polizei einen Abschleppwagen organisieren sollte. Nach einigen teuren Telefonaten nach Wien zum ARBÖ, wo wir ja einen Superschutzbrief abgeschlossen haben, erhalten wir die Zusage, dass wir vor Ort die Abschleppung vornehmen dürfen. Cristina wird mit einem Polizeiauto wieder in ihre Schule gebracht. Sie überlässt mir ihre Telefonnummer. Ich frage sie noch, ob sie mich morgen in der Früh noch einmal ins Spital begleiten könne, um den Verband wechseln zu lassen und mit dem Arzt sprechen zu können. Sie würde das gerne machen, ich solle sie morgen jedoch nochmals anrufen. Sie empfiehlt uns auch eine sehr gute Pension, wo wir bleiben könnten. In Kürze kommt auch ein Wagen mit Anhänger, der aber nicht wirklich geeignet ist ein Moped abzuschleppen. Das Ding muss liegend transportiert werden. Das gesamte Öl und der komplette Treibstoff rinnen aus. Die Leute sind sehr kreativ und schützen das Fahrzeug mit einem alten Fahrzeugreifen und der Fahrer fährt ganz langsam um weitere Lackschäden zu verhindern. Nach einiger Zeit kommen wir in der Werkstätte an und sofort stehen einige Mechaniker um das Moped. Ein Mann kann wieder etwas Französisch und er teilt mir mit, dass sie das Fahrzeug fahrbereit machen möchten. Aber bald kommen sie zum Schluss, dass es ohne das Originalersatzteil wohl nichts damit wird. Mich schicken sie in den ersten Stock hinauf in ein kleines Café, sie schalten für mich sogar den Fernseher ein und fragen mich immer wieder ob ich etwas trinken möchte. Noch habe ich eine volle Wasserflasche bei mir. Franz kommt irgendwann auf einen Kaffee vorbei. Der Mechaniker hat bei der BMW Werkstätte in Brasov versucht, die Teile zu organisieren. Er kommt mit einem Fax in ausgezeichneter Qualität zurück, wo die Werkstätte genau gekennzeichnet hatte, was benötigt wird. Der Mechaniker kommuniziert mit Franz, indem er einen Freund anruft, der Deutsch spricht, der mit Franz redet und dann wieder mit seinem Freund. Leider sind die Teile in Rumänien nicht lagernd, sie müssen aus Deutschland bestellt werden und das würde bis Mitte nächster Woche dauern. Diese Zeit hat niemand von uns. Franz ruft bei BMW Stipper in Stainz an. Natürlich wäre dort alles, was benötigt werden würde, vorhanden. Im Moment können wir hier nichts tun und da es schon fast Abend geworden ist, möchten wir uns um unsere Unterkunft kümmern. Ein Freund des Mechanikers, der Englisch spricht, bietet uns an, uns in die von Cristina empfohlene „Pensiuna Kokett“ zu bringen. Es ist nicht weit von der Werkstätte entfernt. Franz muss den Mopedschlüssel hier lassen, so schwer es ihm auch fällt. Das Moped wird noch unters Dach geschoben, wir fahren ab. Die Pensiunea Kokett ist wirklich ganz nett. Iuuan, wie unser Chauffeur heißt, verhandelt noch mit dem Rezeptionisten, dass wir 2 Tage bleiben müssen, er erklärt, was mit mir passiert ist und dass sich jemand um mich kümmern sollte. Er möchte leider nicht auf ein Abendessen bleiben, seine Frau wartet auf ihn. Er verspricht jedoch, morgen wieder zu kommen und mich ins Hospital zu bringen. Heute erhalten wir das Zimmer Nr. 5 um 35 €, das morgige sollte größer sein und dafür aber 45 € kosten. Uns sollte es recht sein. Wir gehen zum Abendessen in das Restaurant der Pensiunea. Franz bestellt sich einen Tomatensalat und ein Kotelett mit Fritten, ich Spaghetti Venezia mit Kraut und Tomatensalat. Für das Essen und 2 Flaschen Wasser, 1 Bier und einen Kaffee bezahlen wir 41 Lei. Der Rezeptionist bringt mir noch einen Zettel mit einer Telefonnummer, falls ich in der Nacht Schmerzen bekomme, würde mir der Inhaber der Telefonnummer Medikamente besorgen.
Gefahrene Kilometer: ca. 100
11.Tag: Dienstag: 19.09.2006:
Zum Frühstück gibt es Toast, Butter und Marmelade, Saft, Tee und Kaffee. Die Kellnerin überreicht uns den Zimmerschlüssel von Nr.1.
Sie haben unser Gepäck bereits umgeräumt. Um ca. 9 Uhr kommen wie vereinbart, Cristina und Iuuan ins Hotel und wir fahren gemeinsam ins Hospital. Iuuan eröffnet uns, dass unser Transportproblem gelöst sei. Er müsse nach Deutschland fahren und ich könne bis Wien mitfahren. Wir sind zwar erfreut, dass er sich so für uns einsetzt, aber wir beschließen, selbst einen Transport zu organisieren, denn wie sollte ich von Wien nach Graz kommen und das mitten in der Nacht. Franz hat inzwischen erfahren, dass der Teiletransport mittels TNT 1900 € kosten würde, das ist aber eine happige Summe. Cristina organisiert im Hospital, dass der Arzt von gestern in den Behandlungsraum kommt. Sie spricht mit ihm und er erklärt ihr, ich hätte gestern nicht so überstürzt weglaufen sollen. Aber die Polizei hat mich ja mitgenommen, ich dachte schon, dass das mit dem Arzt abgesprochen war. Er meinte noch, ich sollte entweder einen Gips erhalten, oder zumindest einen Stützverband kaufen. Die Oberfläche der Kniescheibe sei abgeschürft, aber das mit den Bändern kann er nicht beurteilen. Seiner Meinung nach ist das Knie nicht so geschwollen, als dass bei den Bändern etwas kaputt sein wird. Iuuan bringt uns noch zur Farmacia. Cristina und Franz besorgen eine Stützbandage. Der Herr Apotheker lässt mich aus dem Auto aussteigen, damit er meine Größe sehen kann. Ob er die so durch das Fenster richtig beurteilen kann? Auf alle Fälle erhalte ich so ein Ding, das ich mir über das Knie stülpen kann. Wir setzen Cristina bei ihrem Haus ab, sie verspricht, morgen wieder in die Pension zu kommen, wenn wir noch hier sind. Iuuan bringt uns ins Hotel zurück.
Er erzählt uns, dass er in Deutschland bei einem Händler einen Truck gekauft, ihn nach Rumänien überstellt hat und als er ihn hier anmelden wollte, hat ihm die Interpol mitgeteilt, dass es ein gestohlener Truck wäre. Deshalb müsse er zurück nach Deutschland und müsse mit dem Händler streiten. Außerdem fährt er bei Autorennen mit und er müsse seinen Rennwagen reparieren. Wir wünschen ihm alles Gute, schreiben ihm unsere Telefonnummer und Mailadresse auf. Er gibt mir seine Mailadresse und verabschiedet sich von uns.
Franz telefoniert noch einige Male mit Erich und seinen Kollegen wegen des Teiletransportes und Erich hat im Internet nachgesehen, dass ein einfacher Flug von Bukarest nach Wien ca. 380 € kostet. Iuuan hat uns mitgeteilt, dass das mit dem Leihwagen, wie uns der ARBÖ vorgeschlagen hatte, nicht funktioniert, da wir das Auto nur bis zu Grenze fahren dürften. Außerdem wäre die nächste Leihwagenfirma in Pitesti und wir müssten einen Tag auf die Papiere warten. Wir würden noch einen Tag verlieren. Franz hat indes GÜWI angerufen, er solle uns und das Moped abholen. Jo würde heute nach Mittag losfahren und nach geschätzten 14 Stunden Fahrzeit bei uns eintreffen.
Wir setzen uns mal in den Gastgarten und essen zu Mittag: eine Vegetable Soup und eine Meetballsoup, Pork Cotelet mit Polenta und einen Salata rosii, 2 Tuborg und einen Kaffee und die 4 Säfte vom Frühstück werden uns auch noch berechnet.
Auf der mit der Hand geschriebenen Rechnung stehen 62 Lei, auf dem Computerausdruck 52. Wir glauben, dass die händisch ausgestellte diejenige mit den Säften sei und Franz zahlt die 62. Ich rechne nach, als wir im Zimmer sind und bemerke, dass eigentlich beide Rechnungen ident sind, und die Summe 52 sein müsste, nur die Zahlen sind so schlampig geschrieben. Also haben wir 10 Lei zuviel bezahlt, aber die Kellnerin ist seither sehr freundlich.
Am Nachmittag rasten wir uns im Zimmer aus. Franz sucht ein Kaufhaus und kauft Wasser und Schokolade. Ich lese mein Buch fertig.
Am Abend essen wir wieder im Restaurant des Hotels: Spaghetti al Pesto, zwei mal Tomatensalat, Pfeffersteak mit Fritten. Wir trinken 2 Biere. Franz isst als Nachspeise Krapfen und trinkt einen Kaffee. Ich halte das Dessert nicht mehr durch, ich ziehe mich zurück.
Um ca. 22 Uhr kommt ein SMS von Jo: er ist leider erst in Szeged, er konnte nicht schneller fahren, da es stark geregnet hat. Er wird vermutlich zwischen ca. 10 und 11 Uhr morgen Vormittag eintreffen. Wir sind etwas traurig, da wir schon fast gerechnet hatten, dass er bereits in der Nacht bei uns sein würde.
Gefahrene Kilometer: 0

12.Tag: Mittwoch: 20.09.2006:
Kurz nach 8 Uhr trifft Cristina bei uns ein, sie bringt ihre Leihtochter mit, sie kümmert sich um sie. Das Mädchen holt ein Taxi. Cristina hat einen eigenen Sohn mit ca. 20 Jahren. Sie hat ihre Ausbildung in Bukarest gemacht und ist mit ihrem Mann nach Campulung gekommen. Sie verdient ca. 350 € pro Monat, sie meint, das Leben werde aber immer teurer, und die Krankenversicherung beträgt ein Drittel ihres Gehaltes. Sie organisiert wieder, dass der erstversorgende Arzt, diesmal in ziviler Kleidung erscheint.
Es sieht aus, als ob er in seiner Freizeit wegen mir ins Hospital kommt. Noch einmal frage ich Cristina, ob ich etwas bezahlen muss. Sie verneint, es sei nicht nötig. Wir lassen sie in der Nähe der Schule aussteigen, bedanken uns bei ihr und sie wünscht mir alles Gute. Sie gibt mir auch ihre Mailadresse und meint, sie wird mir den Namen des Schlosses in der Nähe von Graz schicken. Bin gespannt, ob ich wieder von ihr hören werde.
Wir kehren zurück ins Hotel, zahlen 6 Lei für das Taxi und frühstücken erst mal. Mir tut es leid, dass ich Pancakes mit Jem bestellt habe, die Pfannkuchen sind mit Schmalz herausgebacken und triefen vor Fett. Ich kann sie nicht essen. Wir bezahlen unsere Zeche, 80 € für das Zimmer und warten auf Jo. Um ca. 11 Uhr rufen wir ihn an, wo er denn wohl sei. Laut seiner Angabe seien es noch ca. 70 Kilometer, wir glauben dass er in einer Stunde bei uns sein kann. Man hat uns gesagt, dass wir um 12 Uhr das Zimmer räumen müssen, da die „housekeeperin“ kommt um aufzuräumen. Wir hoffen, dass er einigermaßen pünktlich ist.
Wir sitzen schon wie auf Nadeln und hoffen, dass ihm nichts passiert ist, weil er einfach nicht auftaucht und sich nicht meldet.
Franz hat mit ihm ausgemacht, dass er anruft, wenn er sich in der Anfahrt auf Campulung befindet, damit Franz ihm entgegen gehen kann. Leider wird es aber Nachmittag, als er endlich auftaucht.
Er teilt uns mit, dass er 17 Stunden reine Fahrtzeit hatte, und dass er sich bei Deva um 3 Uhr in der Früh aufs Ohr gehauen hat, bis 7 Uhr in der Früh. Wir essen noch zusammen im Gastgarten unseres Hotels: Vegetable Soup und zwei Koteletts, 1 Bier und 2 Wasser und 2 Kaffee um 47 Lei. Anschließend laden wir unser Gepäck ein und fahren zur Werkstätte. Ein Handwerker von unserem Hotel ist so nett und fährt voraus, damit wir den Weg finden.
Franz bezahlt für den Abschleppdienst 50 €. Als endlich alles verstaut ist und wir abfahren können ist es 17 Uhr Ortszeit! Wir treffen Iuuan wieder, er hat seinen Deutschland Ausflug storniert, er muss sich um seinen Rennwagen kümmern.
Wir fragen ihn wegen der besseren Route nach Sibiu. Er meint, wir sollen über Pitesti die südliche Route fahren, denn über Brasov sei die Straße „under construction“ und daher katastrophal. Ich wünsche ihm nochmals alles Gute. Der Franzose unter den Mechanikern kommt auch zu uns um sich zu verabschieden. Er fragt, ob er mir etwas zu Trinken mitgeben könne, ein Cola oder etwas anderes. Als ich im wieder mitteile, dass ich mit meinem Wasser genug habe, meint er „c’est tout?“ Er meint außerdem auch, dass wir die südliche Route nehmen sollten. Hier wären es 2 ½ Stunden nach Sibiu, über Brasov wären es weniger Kilometer, doch wir würden 3 ½ Stunden benötigen.
Wie schon gesagt, wir fahren um 17 Uhr Ortszeit ab und es wird bis nach 21 Uhr dauern, bis wir in Sibiu sind. Kann das wahr sein? 5 Stunden für ca. 200 Kilometer? Befinden wir uns am Ende der Welt? Da durch den ausgiebigen Regen die Straße ziemlich überflutet ist, sieht man die Schlaglöcher nicht. Es wird ein wilder Ritt. Wir freuen uns über jeden Kilometer, den wir zurückgelegt haben. Um ca. 23 Uhr Ortszeit bleiben wir bei einer Raststätte stehen und die Männer trinken Kaffee. Wir beschließen, bei einem Motel stehen zu bleiben und zu schlafen.
Es wird ca. ½ 2 Uhr Lokalzeit bis wir uns auf Ohr legen. Die Absteige ist heruntergekommen, kostet trotzdem 40 € für uns 3 und ich kann sowieso nicht schlafen, mein Fuß tut mir weh und wir befinden uns noch immer in Rumänien, ca. 60 Kilometer vor Arad.
Gefahrene Kilometer: selbst 0

13.Tag: Donnerstag: 21.09.2006:
Um 7 Uhr stehen wir auf, die Männer trinken einen Kaffee, ich einen Tee und ich esse Brot mit Käse. Für die 60 Kilometer benötigen wir wieder 2 Stunden Fahrzeit bis wir die Grenze erreichen. Gerade an der Grenze ruft meine Kollegin Lutti, sie hat es nicht mehr ausgehalten, sie möchte wissen, was los ist, wie der Unfall passiert ist und wie es mir geht und wo wir gerade seien. Die Grenzbeamten werden natürlich hellhörig, als wir erzählen, dass wir ein defektes Motorrad transportieren. Gott sei Dank haben wir einen korrekten Polizeibericht dabei, denn ohne ihn dürften wir das Fahrzeug nicht ausführen.
Wir fahren über Szeged nach Budapest. Dieses Stück geht ja schneller, denn wir haben zur Abwechslung Autobahn. Kurz nach Mittag erreichen wir Budapest. Die Männer gönnen sich eine Kaffeepause. Das Mittagessen ist gestrichen. Bei einer Tankstelle wollten die beiden Weckerl kaufen, doch die vorhanden seien chemisch und abgepackt, also wird nichts aus dem Essen. Wir erreichen aber um 18 Uhr die Autobahnraststätte Arnwiesen, wo uns GÜWI mit seinem BMW abholt und uns mit unserem Gepäck in UKH bringt. Wir sind ungefähr 1000 Kilometer im Ducato gesessen und haben mit Unterbrechungen 18,5 Stunden dafür benötigt. Jo hat die Strecke zweimal zurückgelegt.
Der diensthabende Arzt versorgt mein Knie, lässt eine Röntgenaufnahme machen und fragt mich ob der erstversorgende Arzt den Schleimbeutel entfernt hätte. Ich teile ihm mit, dass ich das nicht weiß, bis vorhin wusste ich nicht einmal dass es ich so etwas habe. Der Arzt beteuert, dass bei uns bei einer so großen Fleischwunde der Schleimbeutel immer entfernt wird, weil das Risiko einer Entzündung zu groß sei. Er bestellt mich für morgen früh wieder, gibt mir ein Paar Krücken mit und erteilt ein Verbot, mit dem verletzten Fuß aufzutreten.
Der Schreiberling des Arztes fragt noch einmal nach: Habe ich richtig verstanden? Die Unfallstelle war in Rumänien?“ Ja er hat richtig verstanden.
Güwi hat für uns Weckerl organisiert und bringt uns nach Hause. Wir sind um ca. 20 Uhr daheim.
Gefahrene Kilometer Gesamt: 2385,8

Nachwort:
Da ich es nicht fassen konnte, dass eine Motorradhose bei einem Sturz keinen zuverlässigen Schutz bietet, telefonierte ich mit einem Herrn von BMW Austria in Salzburg. Ich erklärte ihm, dass sich der Knieprotektor beim Aufprall auf die Strasse bis zum Oberschenkel hochgeschoben hatte und daher kein Schutz für mein Knie vorhanden war. Der„nette“ Herr am Telefon teilte mir mit, dass er so etwas noch nie gehört habe, es würden sehr viele Touren veranstaltet und es habe noch nie Klagen gegeben! Aber um den Fall zu klären, solle ich meine Hose einschicken. Er nannte mir eine Adresse und seinen Namen, zu dessen Handen ich sie senden sollte. Als ich mich wieder ohne Hilfe der Krücken bewegen konnte, tat ich das auch. In einem Begleitschreiben stellte ich nochmals den Sachverhalt dar. Einige Tage später erhielt ich einen Anruf von einem anderen "netten" Herrn von BMW Austria, der mich fragte, was er mit meinerHose tun solle. Noch einmal berichtete ich von dem Vorfall und siehe da, er wusste über die Schwäche dieses Hosenmodelles genau Bescheid! Auf meinenHinweis, dass ich meine Motorradkleidung nicht beim Diskonter sondern mitBeratung gekauft hatte und dass ich sie als Schutzkleidung erworben hatte und nicht für den Laufsteg, fragte er mich, was ich mir erwarten würde!Daraufhin erklärte ich ihm, dass ich mich veräppelt vorkomme und dass ich wahrscheinlich nie mehr mit dem Motorrad mitfahren werde und dass ich sehr enttäuscht sei. Das alles schien den netten Herrn nicht sehr zu kümmern. Für mich bleibt aber der Eindruck:Nicht alles was teuer ist, erfüllt auch seinen Zweck. Eine äußerst positive Entwicklung nahm die Abrechnung mit dem ARBÖ bezüglich unserer Rückholkosten, die fast zur Gänze (ca. 1.600€) durch den Superschutzbrief gedeckt wurden.